Werte

Geld ist eine rein menschliche Erfindung und ein kulturelles Kuriosum.

Die einen sehnen sich nach nichts mehr, als danach, möglichst viel davon zu besitzen - manche wähnen in ihm die Wurzel allen Übels.

Geld ist dabei weder gut noch schlecht - sondern ein neutrales Mittel zum Tausch. Aus Metall oder Papier. Oder neuerdings aus virtuellen Zahlen.

Ebenso wenig, wie ein Messer per se ein Fluch oder Segen ist, ist es Geld.

Messer können von ihren Benutzern sowohl zum Zubereiten nahrhafter Speisen verwenden werden, als auch zum Töten. Das Messer an sich ist dabei vollkommen willenlos und kann nichts für seine Verwendung - so oder so.

Allerdings lösen Messer - anders als Geld - beim Menschen nur selten Suchtstrukturen aus.

Geld trennt die Menschen in arm und reich. Es animiert viele zum Stehlen, Lügen, Betrügen und Töten. Die armen tun solches eher offensichtlich, aus Not und zeigen dabei ein grimmiges Gesicht. Die reichen latent subtil, aus Gier und mit freundlichem Lächeln.

Die Trennung der menschlichen Gemeinschaft durch Geld vollzieht sich allüberall: in Klassengemeinschaften, bei Arztbehandlungen und selbst bis in die Friedhöfe, auf denen es arme und reiche Areale gibt.

Geld kann sogar ganze Völker trennen. Etwa, wenn nach dem Passieren einer Grenze der Einsatz einer Münze hinfällig wird, weil auf der anderen Seite ein anderes Währungssystem gilt.

Geld trennte auch einmal die ganze (Menschen-)welt. In Ost und West. Der Osten bekämpfte nur wenig mit mehr Nachdruck, als den sog. “kapitalistischen Klassenfeind”, offenbar ohne dabei zu bemerken, dass die Bibel, auf die er selber schwor, ausgerechnet “das Kapital” titelte.

Ost und West scheinen heute weniger geteilt. Nun aber trennt das Geld die Menschenwelt erneut. In Nord und Süd: reich und arm.

Euros.jpg

Geld wird nur unter zwei Umständen wirklich wichtig:

a) ein Mensch lebt in einer urbanen/unfruchtbaren Gesellschaft/Gegend und

b) besitzt in diesem Setting überhaupt keines.

Diese grausame Situation betrifft in unseren Breiten nur wenige. Unter dieser Perspektive wirkt das große Bohei um ein an sich neutrales Tauschmittel fast verwunderlich.

Geld kann nicht lachen, nicht lieben, keinen Durst stillen, niemanden trösten, niemandem zuhören und man wird es tatsächlich niemals essen können, wie uns die Weissagung der Cree-Indianer bereits in den 1980er Jahren auf zahllosen Aufklebern lehrte.

Dennoch wird der Wert von so gut wie allem in unserer Kultur in Geld umgerechnet:

Liebe wird z.B. häufig in monetären Summen skaliert (wie teuer war mein Weihnachtsgeschenk?). Schwere Umweltkatastrophen werden, auch in ihren Folgen, ebenfalls in Geld beziffert. Eine eher absonderliche Attitüde, wenn man bedenkt, dass das Wasser eines schwerölverseuchten Meeres mit dem Überweisungsvorgang von ein paar Millionen von einem Konto auf ein anderes kaum wieder trinkbar wird. Wenn Körper (von armen wie reichen Menschen) durch einen Atomunfall radioaktiv verseucht werden, interessiert die Renditerate den Geigerzähler herzlich wenig. Auch der fehlende Sauerstoff eines abgebrannten Urwaldes wird durch keine Münzprägemaschine inhalierbar nachgeliefert.

Geld - und sein wirklicher Wert - ist und bleibt in unserer Gesellschaft ein neuralgisches Thema.

Ist dies ein Problem des Geldes? Oder des Menschen? Oder unserer Kultur?